Vom 6. bis zum 8. Oktober veranstaltete die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit ein Wochenendseminar zum Thema „Hate Speech und alltäglicher Rassismus in sozialen Netzwerken“. Die teilnehmenden Jugendlichen und jungen Erwachsenen lernten und diskutierten drei Tage lang gemeinsam über die Ursachen und Folgen von Hassrede und entwickelten hierbei Gegenstrategien entlang demokratischer und couragierter Prinzipien.
Der Freitag stand ganz im Sinne des Kennenlernens der Teilnehmenden. Eine ausführliche Erwartungsabfrage und die Erstellung eines Seminarvertrages, in dem die Teilnehmenden verbindliche Vereinbarungen über den Umgang im Seminar trafen, standen hierbei im Vordergrund. Begleitet wurde dies durch eine Übung, die das demokratische Bewusstsein im Allgemeinen und den Gruppenprozess im Speziellen stärken sollte. Nachdem auf diese Weise ein Fundament für das Seminar gelegt wurde, lernten und diskutierten die Teilnehmenden über das Thema Hass im Netz und welche Ursachen und Folgen sich aus diesem Phänomen ergeben.
Der Samstagmorgen begann mit einer Übung, die das Thema Alltagsrassismus auf der Erfahrungsebene erfasste. In einem Rollenspiel bekamen die Teilnehmenden ein Gespür für Mehr- und Minderheiten, Ausgrenzung, Machtverhältnisse und die Dynamik von Gruppenprozessen. Nach einer intensiven Reflexionsphase wurde das Erlebte von den ReferentInnen mit einem Input zu Rassismus und Diskriminierung unterfüttert. Darauf folgte eine Bildanalyse von rassistischen und diskriminierenden Bildern aus den Medien und der Werbung, deren Ergebnisse im Plenum kritisch und teils kontrovers diskutiert wurden. Schließlich widmeten wir uns wieder dem Internet und analysierten ausgewählte Diskussionsverläufe aus den sozialen Netzwerken wie Youtube oder Facebook. Das am Vortag erworbene theoretische Wissen konnte bei der Analyse, wann sich hasserfüllte Sprache im Internet durchsetzt und welche Bedingungen hierfür entscheidend sind, nun praktisch umgesetzt werden.
Am Sonntag arbeiteten die Teilnehmenden erneut in Kleingruppen, lasen zunächst ausgewählte Texte, die sich mit einzelnen Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit Hate Speech auseinandersetzten und diskutierten fortan selbst über Chancen und Risiken einzelner Handlungsoptionen. Im Fokus der Überlegungen stand hierbei insbesondere die Frage, welche Auswirkungen das eigene Handeln auf (potentiell) Betroffene von Hate Speech hat. Die Arbeitsergebnisse wurden fortan visualisiert und in eine Abschlussdiskussion übertragen.
Das Seminar verfolgte zum einen das Ziel, Wissen über Hassrede in sozialen Netzwerken zu vermitteln, den Blick auf die Betroffenen zu richten und gemeinsam Möglichkeiten der Intervention zu erarbeiten. Zum anderen stand die Wissensvermittlung von und die Sensibilisierung für Alltagsrassismus im Vordergrund. Beide Phänomene wurden im Seminar zusammen gedacht und so entwickelten die Teilnehmenden gemeinsam Handlungsmöglichkeiten, um im Alltag adäquat auf Hass im Netz zu reagieren und bei Rassismus und Diskriminierung couragiert einzuschreiten.