Am Montag, dem 13. November, rief die Kölnische Gesellschaft zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus in der Kölner Schildergasse auf. In Kooperation mit der AntoniterCityKirche und der Studierenden-Organisation „re:cologne – Kölner Studis gegen Rechts“ wurde im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus eine öffentliche Projektion antisemitischer Vorfälle aus dem aktuellen Jahr durchgeführt.
Ca. 90 Menschen folgten dem Aufruf und setzten damit ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus. Nachdem wir bereits am Folgetag in knapper Form ein paar Eindrücke hier geteilt haben, folgt nun ein etwas ausführlicherer Bericht über die Veranstaltung und den anschließenden Gedenkgang.
Frau Bartscherer, stellvertretende Vorsitzende der Kölnischen Gesellschaft, eröffnete die Kundgebung und ging in ihrer Rede auf aktuelle antisemitische Vorfälle ein. Neben dem bundesweit bekannt gewordenen Fall des jüdischen Schülers aus Berlin-Friedenau, der nach wochenlangen Beschimpfungen und Bedrohungen seine Schule verlassen hatte, thematisierte sie auch, dass das Schimpfwort „Du Jude“ offensichtlich auf deutschen Schulhöfen wieder zum „ganz normalen“ Repertoire an Beleidigungen gehört. Auch in Richtung der AfD äußerte sich Frau Bartscherer scharf und stellte fest, dass das Verhältnis der AfD zum Judentum instrumenteller Art und die Partei keineswegs ein Garant jüdischen Lebens in Deutschland sei. Vielmehr würden die antisemitischen Aussagen eines Wolfgang Gedeon, Landtagsabgeordneter der AfD in Baden-Württemberg, oder die geschichtsrevisionistische Äußerungen von anderen AfD-Politikern wie Alexander Gauland, Björn Höcke oder André Poggenburg zeigen, dass die AfD eben kein verlässlicher Bündnispartner gegen Antisemitismus sein kann, sondern selbst zu einem gesellschaftlichen Klima beiträgt, in dem der Antisemitismus gedeiht.
Nach Frau Bartscherers Rede wurde eine Auswahl antisemitischer Vorfälle und Straftaten aus dem vergangenen Jahr, die von der Amadeu Antonio Stiftung gesammelt wurden, auf eine Außenwand der AntoniterCityKirche projiziert. Da die Schildergasse gut besucht war, blieben zahlreiche Passantinnen und Passanten stehen und wohnten der Projektion mindestens zeitweilig bei.
Im Anschluss an die Projektion haben außerdem 40 Menschen an einem Gedenkgang gegen Antisemitismus teilgenommen. Von der AntoniterCityKirche führte unser Weg vorbei an der ehemaligen Synagoge in der Glockengasse zur Jawne am Erich-Klibansky–Platz, der ehemaligen, ersten und einzigen weiterführenden jüdischen Schule im Rheinland. Von dort gelangten wir entlang ausgewählter Stolpersteine über ein ehemaliges Ghettohaus in der Rubensstraße zur Synagoge in der Roonstraße, wo der Gedenkgang endete.
Wir bedanken uns an dieser Stelle herzlich bei allen Menschen, die sich trotz Kälte die Zeit genommen haben, um mit uns gemeinsam der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken und gleichzeitig ein Zeichen gegen aktuellen Antisemitismus zu setzen.