Hier können Sie den aktuellen Newsletter für Februar 2023 lesen.
Liebe Mitglieder und Interessierte,
in einigen Tagen, und zwar am 5. März, beginnt die Woche der Brüderlichkeit, die in diesem Jahr unter dem Motto Öffnet Tore der Gerechtigkeit – Freiheit Macht Verantwortung steht. Der Deutsche Koordinierungsrat verleiht in diesem Jahr die Buber-Rosenzweig-Medaille an die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. Die Juroren betonen, dass die Preisträger als Leuchtturm für gelebtes Judentum in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft agierten. Sie wirkten als bedeutender Teil der Stadtgeschichte und Gegenwart Berlins und seien mit dem wunderschönen Bau der Neuen Synagoge weit über die Hauptstadt hinaus bekannt. Sie stehe aber vor allem für ein aktives jüdisches Leben in Deutschland, das maßgeblich eine offene und plurale Gesellschaft unterstütze.
Die zentrale Veranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit in Köln führen wir in diesem Jahr in Kooperation mit dem Lew Kopelew Forum zu dem Buch Lew Kopelew: Der Transitmann des Autors Dmitrij Belkin durch. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 30. März um 19.30 Uhr statt – bitte beachten Sie die Veranstaltungsankündigung dazu. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.
Im nächsten Monat, am 21. März, findet der alljährliche Internationale Tag gegen Rassismus statt. Vor ein paar Tagen jährte sich zum dritten Mal der rassistische Anschlag von Hanau, der neun Menschen das Leben kostete. Während die traumatischen Ereignisse bei vielen vor Ort immer noch nicht aufgearbeitet werden konnten, melden sich nun immer offensiver die Betroffenen selbst zu Wort. Angehörige, Überlebende und Unterstützer fordern mit berechtigter Hartnäckigkeit eine lückenlose Aufklärung der Tat und des Versagens aufseiten der Polizei und der hessischen Behörden. Nach 15 Monaten Untersuchungsausschuss im Hessischen Landtag gibt es weiterhin zahlreiche offene Fragen. Eines von vielen traurigen Kapiteln der Sicherheitsbehörden, die jahrzehntelang auf dem rechten Auge blind waren. Das zeigt bis heute die nicht endende Zahl von entdeckten Rechtsradikalen innerhalb der Polizei und des Verfassungsschutzes (Maaßen ist nur die Spitze des Eisbergs).
Der alltägliche Rassismus – von subtiler Abwertung und Mikroaggression bis hin zu körperlicher Gewalt – stellt ein großes und häufig verkanntes Problem dar, das die offene und demokratische Gesellschaft bedroht. Auch der im Januar vom Bund veröffentlichte Lagebericht Rassismus in Deutschland konstatiert, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit viel zu lange als Phänomen der Vergangenheit zugeordnet, verdrängt, verleugnet und kleingeredet wurde. Auch heute noch wird Rassismus hauptsächlich der extremen Rechten zugeordnet, obwohl schon seit vielen Jahren darauf verwiesen wird, dass rassistische Aussagen eine Zustimmung in der Bevölkerung bis zu 50% erhalten und somit deutlich ein Problem der gesellschaftlichen Mitte darstellen. Wir wissen, dass das seit langem und in besonderem Maße für den von uns bekämpften Antisemitismus ebenso gilt.
Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund werden in alltäglichen Situationen (etwa bei der Mietsuche, bei Job-Bewerbungen) und auf institutioneller Ebene oftmals als „fremd“ betrachtet und behandelt. Damit bekommen sie schmerzhaft zu spüren, dass sie in den Augen Vieler kein gleichwertiger Teil der Gesellschaft sind. Vielen ist nicht klar, welches Ausmaß rassistische Gewalt in Deutschland hat, die sich zunächst oft in verbalen Angriffen zeigt, in zahlreichen Fällen zu körperlichen Verletzungen und gar zum Tod führt. Recherchen der Amadeu Antonio Stiftung ergaben eine Zahl von mindestens 219 Todesopfern rechter Gewalt seit 1990. An diese Opfer erinnern zwar Angehörige, von Rassismus Betroffene und zivilgesellschaftliche Gruppen. Es fehlt jedoch nach wie vor die Verschränkung mit einer kollektiven inklusiven Erinnerungskultur.
Daher möchten wir Sie herzlich zu den Aktionstagen anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus einladen. Als Teil des Kölner Forums gegen Rassismus sind auch wir mit einem Workshop vertreten; weitere Infos dazu finden Sie in der untenstehenden Übersicht. Das vollständige Programm der Aktionstage finden Sie in Kürze auf der Website des Kölner Forums unter Aktuelles. Wir würden uns freuen, Sie und auch in diesem Jahr bei unseren Veranstaltungen begrüßen zu können und möchten Ihre Aufmerksamkeit wegen der Kurzfristigkeit der Ankündigung noch einmal auf die Veranstaltung zur Woche der Brüderlichkeit mit Dmitrij Belkin im Lew Kopelew Forum am 30. März um 19:30 Uhr lenken.