Hier können Sie den aktuellen Newsletter für November 2022 lesen
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder,
leider müssen wir diesen Newsletter mit einer traurigen Nachricht beginnen: Mitte Oktober ist unsere langjährige Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied Dr. Christa Pfarr verstorben. Sie hat über viele Jahre hinweg insbesondere unsere historischen und literarischen Veranstaltungen konzipiert, organisiert und durchgeführt. Sie bestach durch ihr Detailwissen im Rahmen des christlich-jüdischen Dialogs, hatte stets kluge Ideen für spannende Formate und konnte durch ihre vielfältigen Kontakte in der literarischen Fachwelt wichtige Autoren für unsere Veranstaltungen gewinnen. Auch nach ihrem Ausscheiden aus unserem Vorstand im Jahr 2020 war sie noch in mehreren Arbeitskreisen für die erfolgreiche Durchführung und die inhaltliche Gestaltung von Veranstaltungen zuständig. So war sie maßgelblich an der Vorbereitung des diesjährigen Da Pacem-Konzerts beteiligt, an dem sie nun leider nicht mehr teilnehmen kann. Nur wenige Tage vor diesem wichtigen Event schmerzt es besonders, dass wir auf ihre Expertise und ihr Engagement verzichten müssen. Wir werden ihr ein würdiges Andenken bewahren.
Wie immer wird Da Pacem rund um den 9. November zur Erinnerung an den Novemberpogrom, in diesem Jahr am Samstag, 5. November, in Groß Sankt Martin durchgeführt. Seit vielen Jahrzehnten organisieren wir diese großartige Veranstaltung mit dem Förderverein Romanische Kirchen und dem Deutsch-Französischen Chor. Wir freuen uns auch auf Ihr Kommen!
Zugleich mahnen uns die Gedenkveranstaltungen im November an die Dringlichkeit eines größeren gesellschaftlichen demokratischen Aufbruchs, der die vielen reaktionären Entwicklungen der letzten Monate aufgreift und zurückdrängt. In Italien erleben wir eine neugewählte extrem rechte Regierung, die allen Ernstes keineswegs mit dem Faschismus gebrochen hat. Ganz im Gegenteil: die neue Ministerpräsidentin Meloni bekennt sich ganz offen zu Mussolini und seinen Verbrechen in der Zeit des italienischen Faschismus. Die neue Regierung und ihr Programm sind keineswegs mit europäischem Pluralismus konform und sie vertritt einen aggressiven Nationalismus. Beunruhigend in diesem Zusammenhang ist die zurückhaltende und zum Teil positive Reaktion führender europäischer Spitzenpolitiker. Irritierenderweise sprechen in Bezug auf die neue Regierung große Teile der deutschen Presse ununterbrochen von einer Mitte-Rechts-Regierung, weshalb die Frage erlaubt sein muss, wie die Spitzenpolitiker Meloni, Berlusconi oder Salvini des Bündnisses allen Ernstes als Politiker der Mitte eingeordnet werden können. Als zu Beginn der 2000er Jahre die FPÖ um den damaligen Spitzenpolitiker Jörg Haider in die österreichische Regierung einzog, gab es noch Massenproteste in ganz Europa und große Teile des politischen Establishments waren empört oder riefen sogar zu Sanktionen auf. Dass es nun keinen Aufschrei gibt, zeigt sehr deutlich die Verfassung Europas auf, die bei weitem keine demokratische Werteunion darstellt. Ist schon jetzt die europäische Politik durch eine katastrophale Migrationspolitik gekennzeichnet, die für abertausende Tote Migranten im Mittelmeer oder für die katastrophale Lage in den Flüchtlingslagern an den Grenzen Europas steht, so ist zu befürchten, dass mit dieser neuen Regierung die europäische Politik noch autoritärer und unmenschlicher wird.