Newsletter vom 16. Juni

mit aktuellen Veranstaltungshinweisen, einer Zusammenfassung unseres Tätigkeitsberichts, Video-, Literatur- und Podcast-Empfehlungen


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der Kölnischen Gesellschaft,

wie in unserem letzten Newsletter angekündigt, muss die Mitgliederversammlung in diesem Jahr ausfallen. Daher erhalten Sie im Anhang einen gekürzten Tätigkeitsbericht für Juli 2019 bis Juni 2020, den wir Ihnen aufgrund der Corona-Krise leider nicht persönlich vorstellen können. Die ausführliche Fassung können Sie gerne in der Geschäftsstelle anfordern ebenso wie unsere Jahresrechnung 2019 und den Bericht des Revisors.

ACHTUNG: die Geschäftsstelle ist umgezogen!

Mittlerweile sind wir in unseren neuen Räumlichkeiten im Haus der Evangelischen Kirche in der Kartäusergasse angekommen. Die Räume und die Umgebung sind sehr schön und ermöglichen auch Sitzungen und Veranstaltungen in viel besserer Weise als bisher.
Die neuen Kontaktdaten finden Sie auf unserer Briefsignatur.

Zu unserer Arbeit in diesen schwierigen Zeiten:
Wir können zwar immer noch nicht genau sagen, in welcher Form wir im zweiten Halbjahr unser Veranstaltungsprogramm durchführen können, aber derzeit planen wir unsere inhaltliche Gestaltung und freuen uns, Ihnen unsere neuen Giesberts-Lewin-Preisträger mitteilen zu können. In diesem Jahr vergeben wir den Preis, nun schon zum vierzehnten Mal. Wir haben entschieden, ihn an Tamar Dreifuss und den Lern- und Gedenkort JAWNE zu vergeben. Wir würdigen damit deren unermüdliches und innovatives Programm zur Etablierung einer kreativen Erinnerungskultur. Einen Termin werden wir alsbald festlegen und Ihnen im nächsten Newsletter mitteilen.

Um die Einschränkungen der Corona-Krise produktiv für politische Bildungsarbeit zu nutzen, haben wir in den letzten Monaten digitale Formen von Veranstaltungen und Workshops entwickelt und bereits erfolgreich erprobt. Neben Veranstaltungen zur „Autoritarismus-Reihe“ haben wir Seminarkonzepte zu den Facetten des Antisemitismus konzipiert, die wir auch unabhängig von der Corona-Krise weiter anbieten möchten und über die wir Sie auf unserer Facebook Seite und Homepage aktuell informieren werden. Gerne können wir auch für Gruppen gebucht werden, mit denen wir dann auch konkrete Wünsche rund um das Thema Antisemitismus und Rassismus absprechen können. Die Anmeldeformalitäten entnehmen Sie bitte unserer Homepage.
Auch mit diesen neuen Formen der politischen Bildungsarbeit sind wir dringend auf Ihre finanzielle Unterstützung angewiesen, liebe Mitglieder und Interessenten der Kölnischen Gesellschaft. Nur mit zusätzlichen Spenden können wir unser derzeitiges Niveau gegen Antisemitismus und Rassismus beibehalten und möglichst noch ausbauen.

In den letzten Wochen dominierte der rassistische Mord an George Floyd in Minneapolis die politische Debatte. Häufig wird seitdem über den institutionellen Rassismus in den USA diskutiert und dann aber reflexartig darauf verwiesen, dass die Situation in Deutschland nicht so schlimm sei und es hier institutionelle Formen rassistischer Gewalt nicht gebe. Lapidar werden dadurch die Terrorattentate in Halle und Hanau sowie die kaltblütigen Morde der NSU beiseite gewischt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt müsste jedoch klar sein, dass Verfassungsschutz und Polizei in Deutschland nicht nur massive Versäumnisse im Kampf gegen rassistische Gewalt aufweisen, sondern häufig selbst in rassistisches Verhalten involviert sind. Erinnert sei nur an die demütigende Fahndung zu Beginn der NSU-Morde, als jahrelang ausschließlich Migranten unter Terrorverdacht gestellt wurden. Die Sicherheitsbehörden verorteten die Mörder ausschließlich im türkischen Drogenmilieu, so dass intern schnell die Rede von „Döner-Morden“ die Runde machte und eine Soko „Bosporus“ eingerichtet wurde. Beide Kennzeichnungen weisen schon die rassistische Stigmatisierung auf, die so weit verbreitet ist, dass sie häufig kaum noch jemanden auffällt. Nach dem Auffliegen des NSU war dies für die Ermittler ein Desaster, denn über viele Jahre zog eine Neonazi-Gruppe mordend und brandschatzend durchs Land und die Polizei drangsalierte die Hinterbliebenen mit demütigenden Fragen nach möglichen Drogengeschäften der Opfer, nach Mafiakontakten oder nach geheimen Geliebten. Seit Anfang der 1990er Jahre kann von ca. 200 rassistischen und rechtsextremen Morden in Deutschland ausgegangen werden, sodass Verharmlosungen über rassistische und ausländerfeindliche Einstellungen in der deutschen Gesellschaft und auch bei den Sicherheitsbehörden vollkommen deplatziert sind.
Es ist also dringend an der Zeit, dass die maßgeblichen politischen Entscheidungsträger einen systematischen Masterplan zur Bekämpfung antisemitischer, rassistischer und rechtsextremer Gewalt für die unterschiedlichen institutionellen Ebenen der Bundesrepublik entwickeln und diesen dann schnellstmöglich umsetzen. Antisemitismusbeauftragte sind gut und wichtig, aber sie sind nur ein erster Schritt und dürfen keine Alibifunktion haben. Vielmehr erwarten wir, dass sie sich intensiver vernetzen und aktiv in die gesellschaftliche und politische Arbeit produktiv einbringen.

Den gesamten Newsletter können Sie hier als PDF downloaden