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Von Mesut Özil bis Bakery Jatta – Debatten über Rassismus im deutschen Fußball
29. Januar 2020, 19:00
Nach dem Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland waren für viele Kritiker die Schuldigen schnell ausgemacht: Mesut Özil und Ilkay Gündoğan, die sich vor dem Turnier mit dem türkischen Staatspräsidenten Erdoğan hatten fotografieren lassen. Die beiden wurden erst zu Sündenböcken abgestempelt und dann zur Zielscheibe übelster und teils offen rassistischer Beschimpfungen. Özil erklärte daraufhin seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft.
Dabei war es erst vier Jahre her, dass die Nationalelf in Brasilien den Titel gewann und die Spieler als Repräsentanten einer modernen, weltoffenen, multikulturellen Gesellschaft wahrgenommen wurden. Als nun der Erfolg ausblieb, war diese Strahlkraft schnell verblasst. Plötzlich standen Loyalität und Identifikation einzelner deutscher Nationalspieler mit Migrationshintergrund in Frage. Ein Diskurs, der zunehmend von politischen wie gesellschaftlichen Gruppen beeinflusst wird, die Demokratie und Vielfalt bekämpfen. Mit entsprechenden Folgen auch für den Vereinsfußball. So zog die Presse im Sommer 2019 die Identität des Stürmers Bakery Jatta vom Hamburger SV in Zweifel. Er war als Flüchtling nach Deutschland gekommen, galt als Musterbeispiel für gelungene Integration und wurde nun von gegnerischen Fans ausgepfiffen.
Der ausgewiesene Fußballexperte und Autor Dietrich Schulze-Marmeling geht diesen Debatten auf den Grund und verdeutlicht die Funktionsweise des Rassismus, der diese häufig begleitet. Dietrich Schulze-Marmeling ist u.a. Autor von „Der Fall Özil – Über ein Foto, Rassismus und das deutsche WM-Aus“ (Verlag Die Werkstatt 2018). Derzeit arbeitet er u.a. an dessen Fortschreibung.