Referentin: Katharina Soemer
Mit der in den letzten Jahren gewachsenen Popularität von unterschiedlichen sozialen Netzwerken, hat sich auch ein neuer Tatort für antisemitische Vorfälle ergeben: das Internet. Dies geht regelmäßig aus Berichten der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus hervor. Hass gegen Jüdinnen und Juden ist über die Jahrtausende in unterschiedlichen Erscheinungsformen aufgetreten, nicht anders verhält es sich beim Online-Antisemitismus. Anzutreffen sind in sozialen Medien unterschiedliche Formen, beispielsweise als israelbezogener Antisemitismus und Holocaustvergleich (“wo ist der Unterschied zwischen dem NS Regime und Israel”) oder auch als Hassrede (“Scheiß Juden”). Diese Inhalte werden durch Texte, Bilder, Videos, Links, oder einer Kombination daraus, verbreitet. Um die unterschiedlichen Formen antisemitischer Inhalte zu erkennen braucht es neben einem grundlegenden Wissen über Geschichte und gesellschaftliche Funktion von Antisemitismus auch ein Verständnis von der Funktionsweise sozialer Medien. Zusätzlich hilft die Kompetenz, Inhalte anhand von Klassifikationsschemata zu labeln und die Ergebnisse auszuwerten, dabei, Aussagen über Anteile antisemitische Inhalte zu treffen, und quantitative Forschung in dem Bereich besser zu verstehen. Um dies zu vermitteln, sollen die Teilnehmenden Tweets anhand der IHRA-Definition von Antisemitismus klassifizieren, und damit neben der Kompetenz, selbst Antisemitismus zu erkennen, auch verstehen können, worauf sich Zahlen über Verteilungen (beispielsweise Anteile antisemitischer Posts) beziehen. Ebenfalls sollen die Teilnehmenden durch den Workshop befähigt werden zu beurteilen, inwiefern sich Antisemitismus (nicht) automatisiert erkennen lässt, und weshalb ChatGPT es nicht zielsicher schafft, antisemitische Inhalte korrekt zu klassifizieren.
Katharina Soemer ist Projektmanagerin und Datenanalytikerin im Forschungsteam Social Media & Hate am Institute for the Study of Contemporary Antisemitism der Indiana University (USA). Im Projekt forscht sie seit mehreren Jahren zu Antisemitismus in sozialen Medien, schrieb ihre Masterarbeit zur Klassifikation von potenziell antisemitischen Tweets und war 2022 als Visiting Research Scholar am Institut. Neben Vorträgen und Workshops hat sie wissenschaftliche Publikationen zum Thema veröffentlich. Zu ihren Forschungs- und Interessensschwerpunkten gehören neben der Kritik des Antisemitismus auch methodische Fragen, insbesondere die Kritik an der mangelnden Reliabilität quantitativer und maschinengestützter Forschung zu Online-Antisemitismus.
Anmeldungen per Mail an anmeldung@koelnische-gesellschaft.de
Hinweis: Bitte bringen Sie zur Veranstaltung Ihren eigenen Laptop mit. Falls das nicht möglich sein sollte, geben Sie das bitte in Ihrer Anmeldungsmail mit an. Wir bemühen uns dann um eine Alternative.
Die Veranstaltung wird von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) gefördert.